Sie kennen sich seit der Schulzeit. Seit 2009 machen die Ulmer Architekten Bernd Hullak und Jens Rannow gemeinsame Sache. Als „Regisseure des Lebens“ haben sie Einfluss auf den Alltag der Menschen und wollen Architektur für diese machen – keine Kunst.
„Wir schaffen immer noch eine Hülle mehr. Der Mensch hat die Haut, die Kleidung, gelegentlich ein Auto und das Haus um sich“, sagt Bernd Hullak auf die Frage nach dem Wesen der Architektur von ihm und seinem Kompagnon Jens Rannow. Und ebendiese „Haut“ gilt es so angenehm wie möglich an die Bedürfnisse von Bauherren anzupassen. Dabei heißt es erst einmal: Zuhören, nachfragen, Vorschläge machen und immer wieder nachfragen: „Was will ein Bauherr?“, sagt Jens Rannow und zieht den Vergleich des berühmten „roten Fadens“. Holz, Beton, Stahl und andere Werkstoffe stehen da symbolisch für „inneren Zusammenhang“ und klare Strukturen. Sie sind das Werkzeug der Architekten. Dazu die Ideen: „Wenn Kunden zu uns kommen, ist es unsere Aufgabe aus einer Fülle von Ideen und teils ungeordneten Gedanken etwas Brauchbares zu schaffen“ erläutert Hullak den kreativen Prozess ihrer Arbeit. Dies sei Herausforderung und immer wieder faszinierend. „In diesem Sinne ist auch unser Leitspruch zu verstehen: Einfach ist nicht einfach, einfach“, sagt Jens Rannow.
Aus Bekanntem Neues entwickeln, sich immer wieder inspirieren zu lassen, und auch zu müssen – Woher kommen ihre Anregungen?: „Vom Leben“, erklärt Rannow. Als Architekt sei man ohnehin geschult das Gehirn wie eine Datenbank zu nutzen, indem man ständig alle Einflüsse irgendwie versucht zusammenzufügen und Neues entstehen zu lassen.“ So entwickele sich dann nach und nach „ein kleiner Kinofilm im Hirn“, sagt Hullak. Rannow: „Man wird Regisseur von Leben, wenn man sich überlegt, in welche Richtung geht die Tür jetzt auf? Nach rechts oder links?“ Denn das habe Einfluss auf das Leben der Menschen, deren Alltag man natürlich auch beeinflussen könne – im positiven wie im negativen Sinne.
Sich selbst sehen sie als „Weltverbesserer auf kleinem Niveau“, erklärt Hullak seine Rolle und lacht. „So-da – Architektur“, wolle man nicht machen, also Architektur, die einfach nur da sei, ohne Nutzen für die Menschen. Denn: Architektur habe immer noch mit den Menschen zu tun. „Wir versuchen ja die Welt zu verbessern, aber im Kleinen. Wenn wir ein Haus bauen, verändern wir die Welt für die Menschen die darin wohnen.“ Es sei das Schaffen von Räumen in denen man leben, arbeiten, sich aufhalten könne. Nicht das Erschaffen von Kunstobjekten, worin sie den Kern ihrer Arbeit sehen. Architektur habe, so Hullak „eben eine Aufgabe.“
Dennoch: Auch ein Zweckbau müsse nicht zwangsläufig aussehen wie einer, sondern gut und könne trotzdem in funktionaler, gestalterischer und finanzieller Hinsicht überzeugen, erklären die beiden. Ein Merkmal ihrer Arbeit: Der Bruch mit Konventionen. „Wir versuchen Dinge und Materialien dort einzusetzen, wo man sie auch mal nicht vermutet“, erläutert Rannow. Das kann dann so aussehen, dass beispielsweise eine Treppe für den Innenbereich aus einer Fassadenplatte im Hausinnern eingeplant wird. Hullak: „Uns faszinieren Dinge, die auch über den Tellerrand hinausgehen.“ Während der gebürtige Ulmer Hullak für den Bereich „Industrie“ zuständig ist, kümmert sich Rannow vorrangig um öffentliche und städtische Bauten. Man tauscht sich aus und entwickelt neue Gedanken, überlegt wieder weiter. So entstehen dann auch schon mal Ideen, wie man am Beispiel eines Kindergartens, „wo wir Sichtbetonplatten aus dem industriellen Bereich technisch aufpeppt und dort energetisch sinnvoll eingesetzt haben.“ Und welche Träume hat man als Architekt? Rannow: „Ein Flughafen zu bauen wäre interessant.“ Hullak gibt sich schwäbisch bescheiden: „Eine Kirche würde ich gerne bauen.“ Denn da habe Architektur noch eine weitere Dimension – die spirituelle Ebene. „Die Kirche muss viel mehr können, als wir denken. Da geht es noch mehr um Menschen.“
Autor: Daniel Glanz M.A., Freier Journalist
E-Mail: daniel.glanz@hotmail.com
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Foto: Martina Strilic